Kritische Gedichte
Die Tagesnachrichten sorgen schon dafür, dass ich ab und zu meinen Humor verliere, dass Zorn und ohnmächtige Wut aufkommt und ich am Ende meiner Toleranz ankomme.
Es geschehen so viele Dinge in der Welt, denen ich verständnislos zuschaue und dabei natürlich weiss, dass ich nichts, aber auch gar nichts daran ändern kann. Um die Last negativer Gedanken zu erleichtern, drängt es mich, auch darüber zu schreiben.
Daher werden Sie auf dieser Seite keine humorvollen Gedichte finden, sondern teils sogar recht böse Gedanken, die Sie mir hoffentlich verzeihen werden.
Gedichte über verschwundene Werte unserer Gesellschaft
KRIEG FÜR DEN FRIEDEN
Gebrochene Balken, Schutt und Asche,
auf einem Stuhl, geöffnet, eine Aktentasche.
Blicklos in Scherben alle Fenster,
Stofffetzen wehn im Luftzug wie Gespenster.
Am Straßenrand, noch heil, ein Puppenwagen,
doch dort, wo sonst die Bilderbücher lagen
und gestern noch das Kinderbettchen stand,
ist nur noch eine halb zerfetzte Wand.
Noch heil geblieben ist ein Stückchen Gartenzaun
und auch die roten Blüten dort am Rosenstock.
Zerschmettert liegt im Schutt der Apfelbaum,
in seinen Ästen aufgespießt ein Mädchenrock.
Der Krieg hat ausgelöscht wer hier gewohnt,
zerstört, vorbei, was gestern war und jetzt
fragt man, ob denn ein Krieg für Frieden lohnt,
wenn alles Friedliche zertrümmert und zerfetzt.
SCHIEFE PERSPEKTIVE
Wer heut’ noch glaubt,
er könnt in zwanzig Jahren
einen Mercedes auch als Rentner fahren,
schon davon träumt wie er die Enkel mal beschenkt
und an den sorgenlosen Lebensabend denkt,
der hat doch eine schiefe,
völlig verkorkste Perspektive.
Wer heut’ noch meint,
dass große Worte und Parolen,
mit denen die Politiker sich Wähler holen,
auch später eingelöst und nicht ins Gegenteil verdreht,
weil es ganz groß auf allen Wahlplakaten steht,
der hat auch eine schiefe,
ganz verkorkste Perspektive.
Wer heut’ so lebt,
wie ihn die Eltern mal erzogen,
stets höflich, aufmerksam und nie gelogen,
sich Ethos und Moral auf hohe Sockel stellt
und meint, Wahrheit und Recht regiert die Welt,
der hat gewiss ‘ne schiefe
ganz antiquierte Perspektive.
Wer heut’ noch denkt,
dass Unterschriften und Verträge,
obwohl das Kleingedruckte der Belege,
sich geradezu zu seinem Gegenteil erweisen,
er könnte trotzdem noch sein Recht beweisen,
der hat doch auch ‘ne schiefe,
ganz falsche Perspektive.
Wer heut’ noch hofft,
die Gier der Menschen könnt sich legen
und das Gefühl zur Mutter Erde würd’ sich regen,
dann gar nicht merkt, wie sie die Umwelt malträtieren,
heut’ alles, selbst das All manipulieren,
der hat doch auch ‘ne schiefe,
völlig verkehrte Perspektive.
Wer heut’ dran denkt,
er könnt mal auf dem Mars verschnaufen
und spart, um sich dort einen Platz zu kaufen,
dann gar nicht merkt, dass man ihm einen großen Bären aufgebunden,
da er, falls ‘s klappen soll, bereits verschwunden,
der hat nun wirklich eine schiefe,
total verdrehte Perspektive.
Wer heut’ als Christ,
die zehn Gebote ehrlich respektiert,
nicht merkt, dass selbst der Klerus manch Gebot negiert
und mit erhob’nem Finger auf den Sünder zeigt,
der munter, ungeniert in fremde Betten steigt,
der hat ‘ne absolute schiefe,
und unbrauchbare Perspektive.
Wer sich der Zeit anpasst
und Kompromisse schließt,
nicht alles glaubt, was er so heute hört und liest
und sich in dieser hirnverbrannten Welt.
den Blick für Recht und Freiheit noch erhält,
hat eine positive
und zeitgemäße Perspektive.
"Schiefe Perspektive" von Ruth Ursula Westerop vorgetragen von Horst Peter Schmidt
Besuchen Sie Horst Peter Schmidt auf seiner Webseite: www.horst-schmidt-entertainer.de
DAS GROßE FÜRCHTEN
Wenn die Erde bebt -
dann kommt das große Grauen,
vor dem die Menschen das Fürchten lernen.
Da nützen keine Seismographen, die wir bauen
und auch keine Reise zu Mond und Sternen.
Das ist das Aufbäumen der Mutter Erde.
Sie zeigt, wie machtlos und klein wir sind.
Trotz Fortschritt nur eine verängstigte Herde.
Anmaßend und durch Überheblichkeit blind.
MAN IST NUR GAST
Das Fernseh’n zeigt in bunten Bildern,
was alles so auf dieser Welt passieret.
Mit Worten kann man manches gar nicht schildern.
Man schaut es an und ist narkotisiert.
Man sitzt davor, wie das Kaninchen vor der Schlange,
ist sprachlos über das, was so geschieht
und gar nicht selten wird es einem bange
vor dem, was auf dem Bildschirm so vorüberzieht.
Man ist nur Gast im Elendsviertel dieser Welt,
wo Krieg und Hass und Gier und Neid kampieren,
dort, wo Gesichter schwer durch Angst entstellt,
wo Gnade oder Recht nicht existieren.
Man ist nur Gast, wenn irgendwo die Städte brennen,
wenn Menschen, Haus und Hof und auch noch mehr verlieren,
wenn Wut und Blutrausch keine Grenzen kennen
und schaut nur zu, wenn Menschen irgendwo krepieren.
Von einem Logenplatz, ganz sicher und geborgen,
betrachtet man das üble Weltgeschehen -
und all die eigenen Probleme und auch Sorgen,
kann man ganz plötzlich gar nicht mehr verstehen.
GERECHTE UNGERECHTIGKEIT
Sie besitzen viele Millionen,
haben zig Häuser, in denen sie wohnen -
oder auch nicht. Ist ja egal.
Auf jeden Fall geht’s um ‘ne riesige Zahl
an Besitz, Yachten und Preziosen.
Sie sorgen dafür, dass die Arbeitslosen
sich im Lande stetig vermehren.
Mit einem Managerlächeln kehren
sie wichtige Werte unter den Teppich.
Was kostet die Welt! Solidarität nebbich.
Ab einer Million muss der Rubel richtig rollen.
Ab zehn Millionen geht’s erst in die Vollen.
Bei Hundert und noch mehr Millionen,
kann sich Betrug am Staate echt lohnen.
Die Steuerfahndung hat dann über Nacht
das große Zittern in diese Kreise gebracht.
Zuerst ist’s ein Schock, doch dann wird ganz gezielt
mit dem Staatsanwalt um Millionen gedealt.
Ein Hick und Hack, für viele unverständlich.
Es wird gekungelt, verhandelt und dann endlich
sieht man Phönixe aus der Asche schweben.
So gerecht ist eben manchmal das Leben.
Unterdessen sieht man Krause, der wenig besitzt,
wie er über Steuerformularen schwitzt
und rechnet und schreibt und mit einem Male
denkt er, ich könnt doch die Pendlerpauschale
ganz heimlich um hundert Euro erhöhen.
Mach ich’s geschickt, wird’s keiner sehen.
Wie wär’s, wenn ich noch zwei getürkte Belege,
ganz einfach mal zu den Sonderausgaben lege.
Gesagt, getan und so hat Krause im Ganzen
dreihundert Euro mehr in seinen Finanzen.
Das hat jedoch nicht lange gewährt,
denn die Steuerfahndung hat ihn beehrt
und wegen dreihundert Piepen ganz ungeniert
zum Steuersünder deklarieret.
Da hat mich doch sicher einer verpetzt,
denkt Krause und er erinnert sich jetzt,
schlagartig an so manches und Liechtenstein,
fängt wild an zu toben und herum zu schrei’n:
“Du blöder Beamter! Du Arschloch! Auch Du
schröpfst ja den Staat!” und er schlägt zu.
Das war von Krause, trotz Wut, nicht sehr schlau,
denn nun sitzt er seit Tagen räsonierend im Bau.
PRESSEFREIHEIT
Entführung, Erpressung, Inflation,
Aufruhr, Meineid, Korruption,
Inzest, Verschmutzung, Hungersnot,
Gifte und Strahlen, das Spiel mit dem Tod.
Kinder gefoltert und die neue Pest,
Aids genannt und als Rest
Fotos, die zum Albtraum werden.
Gedruckt und gebündelt das Elend auf Erden.
Verleumdung, Verrat und Pornografie -
kein sauberes Nest in der Demokratie,
Ärzte und Richter beschimpfen sich feste,
selbst der Klerus sucht seine reine Weste.
Heisst Freiheit der Presse,
ich muss es mal fragen,
nur Negatives zusammenzutragen
auf zweihundert Seiten oder dreihundert?
Da ist’s doch ein Wunder, dass man sich wundert:
Warum machte der Junge so plötzlich Schluss
mit sich und der Welt
mit dem goldenen Schuss?
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